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GESCHICHTE DES STUDIENGANGS

Alles fing 1956 an, als Jean Soubeyran von der Folkwang Schule den Auftrag erhalten hat, Pantomime Kurse anzuhalten.

Daraufhin setzte Günter Titt die Arbeit Soubeyran fort sowohl für die Studierende des Schauspielinstituts als auch für die Opernklasse. Dieser Kurs wurde im laufe der Jahren als fester Bestandteil der Ausbildungen  aufgenommen. Pantomine wurde zum neuen Ausbildungsmodell! 

1965 wurde von Günter Titt & Bettina Falckenberg die Hauptfachklasse Pantomime gegründet. Sie, als SchülerIn und MitbegründerIn des Pantomimen-Ensembles um Jean Soubeyran, sind beide wesentlich an der Verbreitung dieser damals noch jungen Kunstform in Deutschland der 1950/60er Jahre beteiligt. Bis 1980 existierte die Möglichkeit des Doppelstudiums für MimerInnen und SchauspielerInnen. Der Kernpunkt dieser damaligen Ausbildung? Die Vermittlung der Techniken der modernen Mime, der Improvisation als Gestaltungsprinzip un der Wiederentdeckung der Lust an körperlichem Spiel.

1987 übernahm Professor Milan Sladek -ein weltweiter gefragter Solo-Pantomime, Regisseur und Leiter seiner eigenen Compagnie und Theaters- die Leitung des Studiengangs. Sein Ausbildungsstil war der des "künstlerischen Begleiters, die die individuellen Kreationen der StudierendInnen beförderte.

Von 1994 bis 2005 übernahm Professor Peter Siefert die Leitung. Die Ausbildung bewegte sich in Richtung eines komödiantischen Bewegungstheaters. Die Auseinandersetzung mit Spielformen wie die der Commedia dell' Arte, des Chorischen Theaters, des Clowns sowie intensive Untersuchungen des Spiels mit Masken ergänzten und bereicherten die Lehre. 

2005 übernahm Professor Thomas Stich- damaliger Student von Günter Titt & Bettina Falckenberg und Mitarbeiter von Peter Siefert, die Leitung des Studiengangs. Unter Thomas Stich werden grundlegende Bausteine der Ausbildung, wie etwa das Spiel mit Masken, Improvisation, Mimetechnik bewahrt und um eine erhebliche Anzahl zusätzlicher Fächer ergänzt. Interdiziplinäre Grundunterricht mit den Studiengängen Schauspiel, Regie und Musical sind zu finden. Theatergeschichte des Physischen Theaters, Dramaturgie und Projektmanagement sind neben der praxisbezogenen Körperausbildung zu finden. 2008 bekam -im Rahmen der Neukonzeption der Ausbildung infolge des Bologna-Prozesses- der Studiengang einen neuen Namen: Physical Theatre. Unter Thomas Stich hat sich der Studiengang zum Ziel gesetzt, die Entwicklung der individuellen Künstlerpersönlichkeit zu fördern. 

"Heute werden in den Studiengang junge TheatermacherInnen und KünstlerInnen ausgebildet, die die Fähigkeit entwickeln, eigene Stücke zu kreieren, Themen aufzuspüren, die sie brennend interessieren, diese konzeptuelle zu erfassen, in grosser Selbständigkeit zu erarbeiten und auf hohem künstlerischen Niveau umzusetzen." Thomas Stich

Wie man sieht: Physical Theater ist eine überaus lebendige und stets auf neue ästhetische Formen zielende Spielart im Spannungsfeld der visuellen und szenischen Künste. Eine Vielfalt der Bezeichnungen für diese körperliche Spielform ist zu finden: Physical Theatre, Body-based Theatre, Movement Theatre, Bewegungstheater, Moderne Mime, Pantomime, Visuelles Theater, Körpertheater, Mime Corporel, Theatre du Mouvement. Das alles weist auf die Bandbreite an Ausdrucksfindungen, dennoch bleibt unter all diese Labels  der Schwerpunkt: das körperliche Spiel als theatralen Recherche.  

Eine bisschen ausführlichere Geschichte der Pantomime in der deutschen Theatergeschichte: 

Am Anfang war das Wort, zumindest denkt man es so. Aber das war nicht immer so. Es war eigentlich nie so. Erst als

Goethe die Klassik-Wort-Bühne in Weimar gründete, als der Herzog von Meiningen das historische Remake-Theater erfand und als schliesslich Otto Brahms und Gerhart Hauptmann die Szene auf die naturalistische Wiedergabe beschränkten... 

Seitdem war und blieb das Wort. 

Dann kam Max Reinhardt und mischte die Wortbühne mit Raumtheater und Commedia dell'Arte auf. Es kam auch der Stummfilm und prägte durch sein expressionistisches Körperspiel Regisseur*Innen wie Fehling und Jessner.

Es kam der germane dance mit Joos, Laban, Wigman und Valeska Gert, den Pionier*Innen des heutigen Tanztheaters. 

Alle hatten dasselbe Ziel: Direktheit, Echtheit, Wahrheit auf die Bühne bringen. Durch den Körper.  

 


 

 

Text von Dietmar Sacher & Thomas Stich. 

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